Fotograf Christoph Küenzi

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Der ultimative Farbencheck

Professionelle Bild- und Datenbearbeitung
Jede Firma hat eine bestimmte Hausfarbe. Sie haben sich damit auseinander gesetzt und sich für eine oder mehrere Farben oder ganze Farbwelten entschieden. Ein Prozess der viel Zeit und Geld kostete. Sie haben die Farben nun im Kopf und wissen genau für welche Sie sich entschieden haben. Sie wissen wie das fertige Produkt farblich aussehen muss.
Zur Qualitätskontrolle in einem CD-Manuel zusammengestellt, dienen meist kleine, eingeklebte Viereckchen mit der definierten «Hausfarbe». Eine Webseite wurde erstellt, Briefpapier, und Kuverts, Broschüren gedruckt und diverse Beschriftungen an Gebäuden und Fahrzeugen vorgenommen. Sie freuen sich zurecht, dass nun alles einheitlich aussieht, alles aus einem Guss ist – oder doch nicht?

Bei Küenzi + Partner Mediacheck werden digitale Dokumente mit definierten Farben angeliefert. Diese müssen so aufbereitet werden, dass sie auf den unterschiedlichsten Ausgabemedien gleich aussehen. So die Aufgabe. Klingt einfach, bringt aber einige Stolpersteine mit sich. Je nach gewählter Farbe steigt der Schwierigkeitsgrad. Es gibt Farben welche sich sehr gut für diverse Ausgabemedien eignen. Es gibt aber auch welche die immer einen Kompromiss erfordern. Oder anders gesagt, bei denen man auf das Verständnis des Kunden angewiesen ist. Muss das sein?

Das Farbverhalten in der professionellen Bildbearbeitung
Ein kurzer Ausflug in die Farbenlehre ist dabei unumgänglich, obwohl ich der Meinung bin, der Begriff Farbenlehre klingt wie STILLGESTANDEN!
Wie sehe ich (also Sie) die Farben nun am Monitor, egal ob Smartphone, Pad oder TV? Diese werden in der additiven Farbmischung dargestellt. Die Grundfarben (Licht) sind ROT, GRÜN und BLAU. Leuchten alle zusammen, ergibt das Weiss. Leuchten sie nicht, ergibt das Schwarz. Bei gedruckten Farben spricht man von der subtraktiven Farbmischung. Die Grundfarben sind cyan, magenta, yellow und key (schwarz). Druckt man die vier Farben, welche lasierend sind übereinander, ergibt das Schwarz. Das Weiss wird durch den Träger (z. B. Papier) bestimmt. Vielleicht denken Sie jetzt, und was nützt mir das? Sicher haben sie schon davon gehört oder gelesen. Doch diese zwei Arten von Farbmischungen sind der Grund für so manche Unzufriedenheit. Unzufrieden mit dem Gedruckten. Unzufrieden weils zuhause am PC wieder anders aussieht. Blau, blau ist die Lieblingsfarbe vieler. Am Beispiel von Blau möchte ich ihnen ein paar Stolpersteine aufzeigen. Es geht hier nicht um den emotionalen Aspekt der Farbe, sondern um dessen Eindruck am Monitor oder dessen Reproduzierbarkeit.
Meistens wird die gewählte Farbe in Pantone oder in RGB angegeben. Pantone ist ein Farbsystem welches hauptsächlich in der Grafik- und Druckindustrie zum Einsatz kommt. Es gibt diverse Farbfächer mit unzähligen Farbabstufungen des ganzen Farbspektrums. Für unser Beispiel Blau ist die Bezeichnung: Pantone Blue 072.

Farben im Web
Für eine Webseite kann das Blau nun in den HTML-Farbencode konvertiert werden. Dieser ist farblich sehr beschränkt und es ist unbefriedigend sich entscheiden zu müssen welcher am besten Ihrer «Hausfarbe» entsprechen könnte. Die Einschränkungen gehen auf das Jahr 1995 zurück, als die Grafikkarten nur 256 Farbabstufungen darstellen konnten. Heute stellen Monitore bis 16,7 Millionen Farben dar. Der Vorteil der HTML-Farbcodes besteht aber darin, dass grundsätzlich jeder Monitor diese Farbe darstellen kann. So ist die Sicherheit gegeben, dass keine Farbe verwendet wurde, welche nicht dargestellt werden kann. Unser Pantoneblau hat dann die Bezeichnung: #0000FF, im RGB-Modus ist die Bezeichnung: ROT 0, GRÜN 0, BLAU 255.

Farben am Monitor
Die grosse Unbekannte sind aber sie. So individuell wie sie, ist auch ihr Bildschirm eingestellt. Egal ob Desktop, Mobile oder Pad. Additive Farbmischung? Farbenlehre? Sie erinnern sich: Wenn die drei Lichtfarben ROT GRÜN BLAU zusammen leuchten ergibt das Weiss. Leuchten sie nicht, ergibt das Schwarz. Bei ausgeschalteten Monitor sehen sie also wie Schwarz das Schwarz wirklich ist. Die klobigen Röhrenmonitore, die waren ausgeschaltet nicht schwarz sondern grau. Daher, und natürlich auch wegen der niedrigen Auflösung, konnten Bilder gar nicht so kontrastreich dargestellt werden. Heutige Modelle sind alle tiefschwarz, glänzend und haben eine hohe Leuchtkraft (weisses Licht). Dadurch wirken Bilder und Videos enorm kontrastreich und die Farben erscheinen rein und klar. Durch die zusätzlich hohe Auflösung wirkt alles sehr scharf und clean.
Die einen mögen es hell und kontrastreich, andere wiederum eher etwas dunkler. Oder der Monitor passt sich automatisch an das Umgebungslicht an. Nicht zu vergessen der Smartphone-Nachtmodus welcher weniger blaues Licht für besseren Schlaf verspricht.
Wird ihre «Hausfarbe» ausschliesslich auf Monitoren dargestellt, ist unser Einfluss gering. Wir können uns an bestehende Normen halten und sie an die verschiedenen Farbmodi anpassen. Doch sollten Sie sich bewusst sein, die Einstellung des Monitor entscheidet, ob der Betrachter Ihre «Hausfarbe» eher hell oder dunkel, gelb-, rot- oder blaustichig, flau oder kontrastreich sieht.

Farben im Offsetdruck
Bei der Produktion von Büchern, Magazinen und Broschüren, Briefpapier, Karten und Kuverts sind die Stolpersteine einiges vielfälltiger. Unser Pantone Blue 072 soll wiederum die Hauptrolle spielen.
Vorab ein kleiner Abstecher in die Druckerei. Für den Offsetdruck werden die RGB-Farben in den cmyk-Farbraum konvertiert. Je intensiver und reiner der RGB-Farbton, umso flauer wirkt der cmyk-Farbton. Das Pantone Blue 072 wird zu 100% cyan und 87%magenta – welch farbliche Enttäuschung!
Die Pantonefarben gibts zum Glück nicht nur virtuell. So können bestimmte Farbtöne mit nur einer Druckfarbe erzeugt werden und es lassen sich auch Metallic-, Silber- und Leuchtfarben aufs Papier bringen. Bei einer Sonderfarbe wie in unserem Beispiel, macht es Sinn diesen als einzelne Farbe zu drucken. So benötigt die Druckerei nur eine Offsetplatte und ein wenig Farbe. Bei Broschüren und Flyer etc. welche zusätzlich Bilder und Texte enthalten, lohnt es sich – wenn Sie kostensensibel sind – alle Farben im cmyk-Farbraum zu drucken. Ansonsten muss das Blau als 5. Farbe gedruckt werden. Also die vier cmyk-Farben plus das Pantoneblau, dies setzt voraus, dass die Druckerei über eine 5-Farbendruck-Maschine verfügt, falls nicht, muss das Blau in einem zweiten Druckdurchgang separat gedruckt werden.

Farben in der professionellen Bild- und Datenbearbeitung
Das Beispiel mit unserem Pantoneblau und den RGB-Farben kann auf den ganzen Umgang mit Bilddaten angewandt werden. Wann immer RGB-Farben in den cmyk-Farbraum konvertiert werden, müssen Kompromisse eingegangen werden. Subtraktive Farbmischung? Farbenlehre? Kurze Erinnerung: Die Grundfarben sind cyan, magenta, yellow und key (schwarz). Druckt man die vier Farben, welche lasierend sind, übereinander ergibt das Schwarz. Das Weiss wird durch den Träger (z. B. Papier) bestimmt.

Farben auf dem Papier
Vier Farben übereinander gedruckt ergeben 400% Farbauftrag an der dunkelsten Stelle. Das ist im Druck aber nicht machbar. Die Farbe auf dem Papier würde nur sehr schwer, wenn überhaupt ganz trocknen, inkl. ein paar weiterer technischen Schwierigkeiten. So nimmt man je nach Art des Papieres einen Gesamtfarbauftrag von max. 340%. Und je nach Papier, saugfähig oder eher geschlossene Oberfläche, dringt die Farbe zum einen Teil ins Papier (Offsetpapiere) oder sie trocknet zu einem grossen Teil an der Oberfläche des Papieres (gestrichenes, mattes Papier).
Bei den Offsetpapieren wirkt das Schwarz dadurch wesentlich heller/grauer als auf den Papieren mit einer geschlosseneren Oberfläche. Und das Weiss ist nicht so leuchtend wie ihr Monitorweiss, sondern die hellste Stelle im Bild ist das Papierweiss.
Auf Grund dieser Tatsachen haben gedruckte Bilder nicht den selben Farbumfang. Dazu kommt, dass die Druckfarben cyan, magenta und yellow schon keine reinen Farben sind. Sie bestehen nicht wie die RGB-Farben aus Licht sondern aus Farbpigmenten oder Farbstoffen, Bindemittel wie Harze und Polymere, Lösungsmittel und Additive etc..


Fazit
In der professionellen Bildbearbeitung kann Küenzi + Partner Mediacheck aber,einiges entgegen setzen. Bei der Umwandlung in den cmyk-Farbraum optimieren wir die Farben auf das gewählte Papier. Ist das Papier gelblicher kann man die Farbstimmung des Bildes etwas kühler halten. Das gleiche gilt für alle anderen Farben auch. Und je nach Bild und dessen Farben und Aufnahmestil müssen die jeweiligen Farben einzeln angepasst und bearbeitet werden. Wenn Sie unsicher sind, auf welchen Bedruckstoff ihre Bild- und Layoutdaten gedruckt werden, lassen sie diese im Original-Farbprofil. Es ist zu empfehlen sämtliche Bildbearbeitungen wie Retuschen, Bildkombinationen, Farbretuschen im RGB-Modus vorzunehmen. Und erst wenn Sie über die Verwendung ihrer Bild- und Layoutdaten sicher sind, konvertieren Sie diese in den cmyk-Farbraum und passen die Farben gezielt auf das Papier an.